Die Europäische Kommission hat mit dem EU Cloud Sovereignty Framework einen Versuch gestartet, Klarheit in die Debatte um digitale Souveränität zu bringen. Doch statt Transparenz schafft das Framework Verwirrung: Es führt einen „Souveränitäts-Score“ ein, der – ähnlich wie ein „75 % bio“-Label – suggeriert, dass Souveränität verhandelbar sei. Doch wer würde ein Lebensmittel als „Bio“ bezeichnen, wenn es nur teilweise den Kriterien entspricht? Bei Cloud-Diensten sollte dieselbe Logik gelten: Entweder sind sie souverän, oder sie sind es nicht.
Warum das Framework KMU vor Herausforderungen stellt
Für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) ist die Frage der digitalen Souveränität laut der CISPE kein akademisches Thema, sondern eine praktische Notwendigkeit. Gerade in Branchen mit sensiblen Daten – etwa im Gesundheitswesen, der Finanzdienstleistung oder der öffentlichen Verwaltung – müssen KMU sicherstellen, dass ihre Daten vor Zugriffen Dritter geschützt sind.
Doch das aktuelle Framework der EU verwässert die Kriterien: Statt klare Standards zu setzen, werden „gewichtete Durchschnittswerte“ eingeführt, die Raum für Interpretationen lassen. Das Ergebnis? Europäische Anbieter könnten im Vergleich zu globalen Hyperscalern benachteiligt werden – obwohl sie oft strengere Datenschutzstandards erfüllen.
Souveränität ist mehr als ein Marketingbegriff
Die Diskussion um Souveränität wird oft auf technische Aspekte reduziert: Wo stehen die Server? Wer hat Zugriff auf die Hardware? Doch echte Souveränität bedeutet vor allem Kontrolle – über Daten, Prozesse und rechtliche Rahmenbedingungen. Für KMU heißt das:
- Rechtssicherheit: Klare Regelungen, die vor ausländischen Zugriffen schützen – etwa durch US-amerikanische Gesetze wie den CLOUD Act.
- Transparenz: Nachvollziehbare Zertifizierungen, die zeigen, wer tatsächlich Zugriff auf die Daten hat.
- Flexibilität: Lösungen, die auch in globalen Lieferketten funktionieren, ohne die Souveränität aufzugeben.
Gaia-X Level 3: Ein Benchmark, der KMU Orientierung gibt
Während das EU-Framework an Klarheit mangelt, bietet das Gaia-X Level 3-Label bereits heute einen verlässlichen Standard. Es garantiert, dass Cloud-Dienste vollständig unter europäischer Kontrolle stehen – ohne Hintertüren für ausländische Behörden. Für KMU ist das ein entscheidender Vorteil: Sie können sich auf zertifizierte Anbieter verlassen, die nicht nur technisch, sondern auch rechtlich souverän agieren.
Warum KMU jetzt handeln sollten
Die Cloud ist längst kein reines IT-Thema mehr, sondern eine strategische Frage. Wer heute auf halbe Lösungen setzt, riskiert morgen Abhängigkeiten – sei es durch undurchsichtige Datenflüsse oder rechtliche Grauzonen. Für KMU bedeutet das:
- Anbieter kritisch prüfen: Nicht jeder, der „europäisch“ wirbt, erfüllt auch die Kriterien echter Souveränität.
- Zertifizierungen einfordern: Labels wie Gaia-X Level 3 bieten klare Orientierung.
- Langfristig denken: Souveränität ist kein Kostenfaktor, sondern eine Investition in Unabhängigkeit.
Fazit: Souveränität ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit
Die Debatte um digitale Souveränität zeigt: Wer heute auf Kompromisse setzt, verliert morgen die Kontrolle. Für KMU geht es dabei nicht nur um Compliance, sondern um ihre eigene Handlungsfähigkeit. Das EU-Framework mag gut gemeint sein – doch ohne klare Kriterien bleibt es ein zahnloser Tiger. KMU sollten sich nicht mit „75 % Souveränität“ zufriedengeben, sondern auf Lösungen setzen, die echte Kontrolle bieten. Denn am Ende zählt nicht der Score, sondern die Sicherheit.
Was denken Sie? Ist digitale Souveränität für Ihr Unternehmen ein Thema – oder setzen Sie auf andere Prioritäten?
Wir freuen uns auf die Diskussion in den Kommentaren, schreiben Sie uns oder rufen Sie einfach an.