Azure-Ausfall 2025: Warum KMU einen Plan B brauchen – und wie sie ihn umsetzen

Am 29. Oktober 2025 erlebte Microsoft Azure einen schweren Ausfall, der zahlreiche Dienste für fast neun Stunden beeinträchtigte. Betroffen waren unter anderem Azure Active Directory, Azure SQL Database, Microsoft Copilot for Security und viele weitere kritische Anwendungen. Der Vorfall zeigt erneut: Selbst die größten Hyperscaler sind nicht unfehlbar. Für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) ist dies ein Weckruf – denn wer sich blind auf die Verfügbarkeit von Cloud-Diensten verlässt, riskiert nicht nur technische Ausfälle, sondern auch wirtschaftliche Schäden. Nach dem jüngsten AWS-Ausfall ist dies bereits der zweite große Vorfall innerhalb kurzer Zeit. Zeit, die Lehren daraus zu ziehen.

Was passierte bei Microsoft Azure?

Zwischen 15:45 UTC am 29. Oktober und 00:05 UTC am 30. Oktober 2025 kam es zu massiven Störungen bei Azure Front Door (AFD), einem zentralen Dienst für die globale Content-Auslieferung. Eine fehlerhafte Konfigurationsänderung führte dazu, dass zahlreiche AFD-Knoten ausfielen. Die Folge: Latenzen, Zeitüberschreitungen und Fehler in einer Vielzahl von Azure-Diensten – von App Service über Azure SQL Database bis hin zu Microsoft Entra ID. Selbst nach der Behebung des Problems blieben einige Kunden noch von Reststörungen betroffen.

Ursache: Ein Software-Defekt in den Schutzmechanismen ermöglichte die Verbreitung einer fehlerhaften Konfiguration. Die automatischen Validierungen versagten, und die manuelle Wiederherstellung dauerte Stunden. Microsoft reagierte zwar schnell, doch die Auswirkungen waren spürbar: Unternehmen hatten keinen Zugriff auf kritische Anwendungen, Authentifizierungsdienste fielen aus, und die Produktivität sank.

Die Gefahr der Abhängigkeit: Warum ein Plan B unverzichtbar ist

Für KMU ist die Cloud oft ein Segen: Skalierbarkeit, Kosteneffizienz und globale Verfügbarkeit. Doch genau diese Abhängigkeit wird zum Risiko, wenn die Infrastruktur des Hyperscalers versagt. Die Folgen:

  • Produktivitätsverlust: Ausfälle von Authentifizierungsdiensten oder Datenbanken legen Geschäftsprozesse lahm.
  • Reputationsschäden: Kunden und Partner verlieren das Vertrauen, wenn Dienste nicht verfügbar sind.
  • Kosten: Jede Minute Downtime kann Umsatz kosten – besonders für E-Commerce, SaaS-Anbieter oder Dienstleister.
  • Compliance-Risiken: Bei Ausfällen kritischer Systeme drohen Verstöße gegen Datenschutzbestimmungen oder vertragliche SLAs.

Die Illusion der „100%-Verfügbarkeit“: Hyperscaler wie Microsoft, Google oder Amazon werben mit hohen Verfügbarkeitsgarantien. Doch selbst 99,9 % Verfügbarkeit bedeuten statistisch gesehen über 8 Stunden Ausfall pro Jahr. Und wenn es trifft, trifft es hart – wie der aktuelle Vorfall zeigt.

Wie KMU sich wappnen können: Fünf konkrete Maßnahmen

  1. Multi-Cloud-Strategie
    Verteilen Sie kritische Workloads auf mehrere Cloud-Anbieter. Nutzen Sie z. B. Azure für Datenbanken, aber AWS oder Google Cloud für Backup-Lösungen. Tools wie Terraform oder Kubernetes helfen, Anwendungen plattformübergreifend zu orchestrieren.
  2. Hybride Lösungen
    Kombinieren Sie Cloud-Dienste mit lokalen Backups oder Edge-Computing. Sensible Daten oder Notfall-Systeme sollten nicht ausschließlich in der Cloud liegen.
  3. Automatisierte Failover-Mechanismen
    Implementieren Sie Systeme, die bei Ausfällen automatisch auf alternative Infrastruktur umschalten – sei es eine zweite Cloud oder ein eigenes Rechenzentrum.
  4. Regelmäßige Notfalltests
    Ein Disaster-Recovery-Plan ist nur so gut wie seine Umsetzung. Testen Sie regelmäßig, ob Backups funktionieren und Failover-Prozesse greifen.
  5. Transparenz und Monitoring
    Nutzen Sie Tools wie Azure Service Health oder Drittanbieter-Lösungen, um Störungen früh zu erkennen. Definieren Sie klare Eskalationswege für den Ernstfall.

Fazit: Cloud ja – aber mit Weitsicht

Die Cloud bleibt ein mächtiges Werkzeug, doch blindes Vertrauen ist gefährlich. KMU sollten die Vorteile der Hyperscaler nutzen, ohne sich vollständig von ihnen abhängig zu machen. Eine durchdachte Multi-Cloud- oder Hybrid-Strategie, kombiniert mit klaren Notfallplänen, minimiert das Risiko und sichert die Geschäftskontinuität.

Die Frage ist nicht, ob der nächste Ausfall kommt – sondern wann.
Sind Sie vorbereitet?

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